Jobst-Pistorius
Eva & Thomas - unser gemeinsames Leben...

Evas Eltern

 


Diese Seiten wenden sich an alle, die sich an den Schriftsteller Herbert Jobst und die Lyrikerin Lisa Jobst erinnern - oder auch an potentielle neue Leser, die die beiden gern entdecken möchten.       
Im Herbst 1956 kommen die beiden zusammen und werden ein kreatives und fruchtbares Paar...    

... denn schon am 8. Juni 1957 wird ihre Tochter Eva geboren.
Mit Tochter Eva im 

Sommer 1957

Im Laufe von 25 Jahren entsteht der Romanzyklus "Der dramatische Lebensweg des Adam Probst".       

Beim Schreiben steht Lisa Herbert als aufmunternde, aber auch kritische Partnerin zur Seite.   
Nicht nur der Held Herberts Bücher heißt Adam, auch sein Enkelsohn, Evas und Thomas' Erstgeborener.

Mit Enkel Adam im Sommer 1985

Ende der 80er in Neustrelitz - Foto: Bernd Lasdin                                                                            entnommen aus Fotoband: "Zeitenwende"                                            

Herbert verstirbt an einem Krebsleiden kurz vor seinem 75. Geburtstag im Jahr 1990,  Lisa folgt ihm kurz vor Vollendung ihres 85. Lebensjahres im Sommer 2005. ( siehe auch: Eva --> Prosa von Eva )                            
Herbert Jobst ( 1915 - 1990 ) wurde in der DDR vor allem als Romanautor bekannt.                                                                        
In den 50ern gehörte Herbert Jobst zu den meistgelesenen Autoren der DDR - und der Hamburger "Spiegel" schrieb über ihn:
Der Spiegel – Nr. 35 – 27. August 1958
Aus dem Artikel „Ostbestseller – Saure Arbeit“
"Dem Schriftsteller Jobst ist gelungen, was in der Sowjetzone kaum einem Autor bisher beschieden war. Sein Roman „Der Findling“ ist durch das Votum des Publikums zu einer Art Bestseller geworden, durch das Interesse der Buchkäufer also und nicht durch parteiamtlich verfügte Anschaffungen in Werks- und Organisationsbüchereien, denen einige andere sowjetzonale Bücher hohe Auflagenziffern verdanken."
1957 mit dem ersten Manuskript
Der 1915 geborene Herbert Jobst stellt sich im Klappentext seines 1957 erschienenen ersten Romans „Der Findling“ selbst vor:
„Meine Wiege war eine Anlagenbank, der Taufpate hieß Wohlfahrtsamt, mein behördlich genehmigter Taxwert betrug 30 Mark monatlich. Aufgrund dessen fanden sich mehrere Interessenten. Trotzdem wechselte ich die Pflegeeltern wie andere Menschen das Hemd. Weil meine Mitmenschen es verabsäumten, küsste mich die Muse. Ich schrieb für Klassenkameraden Aufsätze und erhielt als Honorar Margarinestullen. So wuchs ich in die ersten langen Hosen hinein. Ich lernte Buchdrucker, wurde nach Abschluß der Lehrzeit an die frische Luft gesetzt und fuhr zur See.
Hierauf verteidigte ich sämtliche deutschen Wohlfahrtsämter gegen die Feinde zu Wasser, zu Lande und in der Luft.
Als Kriegsgefangener landete ich in Sibirien. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen setzte ich um und wurde nach meiner Rückkehr Wismutkumpel… „Schreib das doch alles mal auf“, sagte mir ein alter Hauer. „Sei aber dabei nicht so zimperlich“.   
Seine Bücher:
"Der Findling" ( 1957 )                                                                                 
"Der Zögling" ( 1959 )                                                                                  
"Der Vagabund" ( 1963 )                                                                                                           
"Der Glücksucher" ( 1973 )                                                                        
"Tapetenwechsel" ( 1983 )
DEFA-Film "Der Fremde" ( 1961 )
Heinrich-Mann-Preis 1. Klasse der Deutschen Akademie der Künste 1958
Lisa Jobst ( 1920 - 2005 ) war eine vor allem in Zeitschriften viel gelesene Lyrikerin.  
Sie wurde in Dresden geboren, als Kind verbrachte sie 10 Jahre in Den Haag und wurde Modistin. Nach dem Krieg, zurück in Sachsen, ist sie Angestellte und schließlich Bibliothekarin. Sie beginnt Gedichte zu schreiben, viele davon werden in Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht.
1990 erscheint ihr erster Lyrikband: „Ver-Dichtung“.
Zehn Jahre später der zweite: „Sollst für mich das Zünglein sein“.                                                  
Beide Bücher sind erschienen beim federchen-verlag Neubrandenburg
www.federchen-verlag.de
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Im folgenden ein Text, den der Schriftsteller Helmut Sakowski schrieb, um Lisa zu ihrem  80. Geburtstag am 27. August 2000 zu ehren.
Das Lächeln der Donna Lisa
Im Herbst sechsundfünfzig hatte die zentrale Kulturbehörde von Karl-Marx-Stadt zu einem Lehrgang nach Crispendorf eingeladen.
Wir trafen uns in einem Barackenlager der Wismut, nicht allzu weit von Schloß Burgk, schön gelegen an einer Saale-Schleife.
Es war kühl im Tal. Wir hockten in der Bretterbude um einen Kanonenofen, um uns die Köpfe heiß zu reden, ein Dutzend Männer und drei, vier Frauen, unter denen eine war, nach der man mehrmals schauen konnte, denn sie gab sich damenhaft, drapierte sich mit bunten Tüchern und lächelte damals schon so vielsagend, wie sie das heute noch tut.
Die attraktive Kriegerwitwe hieß Lisa Hösel, sie war als Abgesandte des sächsischen Bibliothekswesens erschienen und sah sich um unter den talentierten Söhnen des Landes. Natürlich warfen wir uns in Positur, ansehnlich waren die meisten von uns, wir hatten die dreißig kaum überschritten.
Lisa wählte aber nicht nach Schönheit, sondern nach geistigem Vermögen, und warf ein Auge auf den Begabtesten. Das war ein Bergmann mit kantigem Gesicht und großen Ohren, der hatte Geschichten zu erzählen, die uns anderen die Sprache verschlugen.
Jobst stellte in Crispendorf den Findling vor, und als Lisa das Barackenlager verließ, folgte Herbert ihren Spuren bis Flöha, wohin ihn der Zug ursprünglich gar nicht hätte fahren sollen.
Das vermutlich erste gemeinsame Foto: Herbst 1956 in Crispendorf
Bis heute erinnere ich mich der hitzigen Gespräche am Kanonenofen.
Wir huldigten nicht nur der Arbeit von Herbert Jobst, wir disputierten auch über zwei Neuerscheinungen der Weltliteratur, die gerade Aufsehen machten. Das waren der zweite Band von Scholochows Neuland unterm Pflug und Der alte Mann und das Meer von Hemingway.
Dabei stießen wir auf einen erstaunlichen Widerspruch. Beide Autoren ließen ihre Helden tragisch scheitern, während uns anempfohlen wurde, optimistisch verlaufende Schicksalswege zu gestalten. Und ich denke, in Crispendorf haben wir schon als Anfänger gelernt, nicht blindlings den Fingerzeigen der Ideologen zu folgen, sondern dem Beispiel großer Schriftsteller nachzueifern.
Vom Sensationserfolg des Findlings erfuhr ich durch die Presse. Tausend Leute waren gekommen,
als Jobst in Halle aus seinem Erstling las, und Lisa, die nicht nur Herberts Muse, sondern längst sein angetrautes Weib geworden war, tanzte hoch oben auf der Woge.        
Veranstaltung in den frühern 60ern
Literaturball ca. 1958
Seit damals also, seit mehr als vierzig Jahren, kennen wir uns, Lisa und ich, seit damals streiten und schätzen wir uns. Seit damals sieht sie mich bei Gelegenheit mit spöttischem Lächeln an, als könnte sie auf den Grund meiner Seele schauen und erblicke dort etwas, das sie amüsiert.
Drei Jahrzehnte sind wir Nachbarn gewesen, denn in den sechziger Jahren kamen auch die Jobstens vom tiefsten Sachsen heraufgezogen, um sich den Neubrandenburger Schriftstellern anzuschließen.

Wir waren damals eine kleine, aber verwegene Truppe. Wir wollten Wirkung machen, wir wollten näher heran an die Leute mit unserer Kunst. Wir waren streitbar, vielleicht auch streitsüchtig, und es ging hoch her, wenn wir in der Runde saßen.
Der Freitag, bei dem man niemals sicher war, ob es ein scharfes Wässerlein oder das Glasauge war, das seinen dämonischen Blick bewirkte, der hintersinnig verquere Jobst, der lebens- und liebeshungrige Lindemann, die schöne Reimann, die mit herrischer Gebärde das Mahagonny-Haar über die Schulter zurückwarf und sich über eine allzu naive These von Wohlgemuth lustig machte, während dieser stottrig schrie: Ich bin studierter Philosoph.
Sie alle sind tot. Andere sind verschollen, oder wir können sie getrost vergessen. Lisa und ich sind die einzigen, die wissen, wie es damals wirklich gewesen ist.
Lisa war immer dabei. Sie wußte, daß wir uns wichtig nehmen durften, aber oft genug auch wichtig machten, zum Beispiel, wenn wir uns mit einer Mannschaft verglichen, die aufbrechen wollte, den Argonauten gleich zu neuen Ufern, um unbekannte Gefilde der Literatur zu entdecken.
Lisa hörte uns zu und lächelte vielsagend.
Manchmal denke ich, sie hat uns im Stillen mit den Sieben Schwaben verglichen. Die wollten mit bewaffneter Hand große Taten vollbringen, und als sie sich auf den Weg machten, hielten sich alle sieben an einem, einzigen langen Spieß fest. Voran ging der Kühnste, vielleicht war es der Parteisekretär, und als hinter dem Rainfarn eine Hummel feindlich zu brummeln begann, rief der Mann: Genossen, ich höre Trommelschlag und mir ist, als könnte ich das Pulver riechen. Alle Mann drauflos!
Organisatorisch gehörte Lisa gar nicht zu unserem Verband, aber sie begleitete uns auf allen Wegen und sang ihre eigenen Lieder, und manchmal musterte sie uns von der Seite her mit spöttischem Lächeln, beispielsweise, wenn uns der erste Mann zum Parteilehrjahr zusammen trommelte. Auch das wurde oft genug wie bei den Sieben Schwaben abgehalten.
Die hatten einst auf der Brache einen schlafenden Hasen mit weit aufgerissenen Augen gesehen, der seine Löffel so furchterregend in die Höhe reckte, daß sie meinten, es könnte ein Drache sein, der sie mit Haut und Haaren verschlingen wollte. Also: Alle Mann drauflos!
Lisa sorgte für Belebung und Belustigung, indem sie auf die Realitäten verwies. Es ist eine Katastrophe, sprach sie einmal, daß Reagan an einer Neutronenbombe bastelt, die er auf Karl-Marx-Stadt werfen könnte, aber es ist auch katastrophal, daß es in Moskau mal wieder keine Schlüpfer zu kaufen gibt.
Der Dichtergilde verging das Lachen, als sie den wilden Strudeln der Wende näherkam. Die Freunde wollten auf keinen Fall darin versaufen, wie es ja leider den Sieben Schwaben ergangen war, also warfen sie den Spieß beiseite, um später zu behaupten, sie hätten niemandes Stange gehalten, und einer nannte den anderen einen Spießgesellen.
Auch Lisas überlegenes Lächeln gefror in dieser Zeit. Sie legte den Arm um Herberts Schulter und führte den Mann ins Haus, denn er war so krank geworden, daß er sich legen mußte. Lisa sorgte, daß er in seinem eigenen Bett sterben konnte.
Ich hab noch an seinem Lager gesessen, und er wäre nicht Jobst gewesen, hätte er nicht bis zuletzt den Schelmen gespielt.
Er verriet, daß er den Tod überlisten und wenigstens bis zum Stichtag der Währungsreform leben wolle, damit seine Frau noch viertausend Mark auf seinen Namen eintauschen könnte.
Eins der letzten gemeinsamen Fotos: Frühjahr 1990
Lisa hat bitter gelächelt, als sie es erfuhr.
Das ist nun auch schon wieder zehn Jahre her.
Und bald geschah Unglaubliches.
Die Neubrandenburger Dichtergilde war dezimiert, verfemt, zerfallen und vor Schreck verstummt. Keiner wagte zu rufen:
Es gibt schon wieder Ungerechtigkeit, und es gefällt mir nicht, wie diese Welt eingerichtet ist, unten und oben, bettelarm und stinkreich. Männer drauflos!
Da trat Lisa Jobst auf den Plan. Sie hatte sich lange Zeit damenhaft gegeben und mit bunten Tüchern drapiert. Und die Allerjüngste war sie auch nicht mehr. Jetzt lächelte sie tapfer und rührte die Trommel.
Sie hatte seit je hübsche Verse schreiben können, den Frühling besungen den Herbst, die Liebe und die Fahne natürlich auch. Jetzt konnte sie scharfzüngig, frech und höhnisch werden, wenn sie den letzten Premier beschrieb, als einen Bratscher auf sinkender Schaluppe. Kein noch so Hochgestellter war sicher vor ihrem Spott. So wurde sie zu einer politisch engagierten Dichterin von schöner Eigenart.
Mit wem wollte man sie vergleichen? Auf ihre Weise ist Lisa Jobst unvergleichlich.
Und wenn sie jetzt die Liebe pries, vergaß sie jede Damenhaftigkeit und warf alle Drapierungen beiseite, weil es schamlos zur Sache ging.
Ich war Zeuge, als in der vollbesetzten Orangerie feine Leute rote Ohren kriegten, und Lisa lächelte nun doch etwas geniert ins Publikum.
Seit vierzig Jahren kennen wir uns, solange schätzen und streiten wir uns, und ich verbitte mir das spöttische Lächeln, wenn ich gestehe:
Lisa, ich liebe dich. Du bist der erstaunlichste Spätzünder, den ich kenne, und ich will dir von Herzen gratulieren.
Zum Schluß ein Selbstzeugnis der Dichterin:
Die Erde war ein Feuerball,
bei mir ist’s umgekehrt der Fall.
Ich war ein Fräulein, wie aus Eis,
mich machten erst die Jahre heiß.
Was werden wir mit dieser Frau nach ihrem achtzigsten Geburtstag
noch erleben?
Lisa mit Helmut Sakowski an ihrem 80. Geburtstag am 27. August 2000                        
Nordkurier - Strelitzer Zeitung
Artikel vom 17.08.2007
Erinnerung ans Ehepaar Jobst
userin (pm). Beide leben nicht mehr, doch sind sie noch lebendig in der Erinnerung ihrer Freunde und
Leser. So soll denn ihrer gedacht werden mit einer gemeinsamen Veranstaltung des Hans-Fallada-Klubs
Neustrelitz und des Kulturstalls Userin unter dem Motto
„Es will die Lebensgier in mir noch einmal Hochzeit halten“.
Unveröffentlichte Briefe, Tagebücher und Gedichte von Lisa (1920–2005) und Herbert (1915– 1990)
Jobst werden gelesen von Cornelia Hudl und Dirk Heinemann; für die musikalische Umrahmung sorgen
Johannes Groh und Klaus Schmeißer.
Die Idee zu dieser Lesung entstand, als die Tochter des Ehepaares Jobst, Eva, nach dem Tode ihrer
Eltern deren umfangreichen schriftlichen Nachlass sichtete. Lisa, Bibliothekarin und Leiterin von
Schreibzirkeln, begann als Kriegerwitwe zu schreiben. 1990 erschien ihr Lyrikband „Ver-Dichtung“, dem
ein weiterer folgte: „Sollst für mich das Zünglein sein“. 1967 zog sie mit Herbert Jobst und der Tochter
nach Neustrelitz. Herbert Jobst war mit seinen Romanen „Der Findling“, „Der Zögling“, „Der Vagabund“
und „Der Glücksucher“ ein in der DDR bekannter und viel gelesener Autor.
Die Interpreten der Lesung haben Lisa Jobst, die zuletzt in Leipzig lebte, gekannt und geschätzt.
Cornelia Hudl ist Kabarettistin und Sprecherin, Dirk Heinemann ist beim MDR-Fernsehen Autor und
Moderator.